Pulsenoize im Gespräch mit Anna Weisenberger, Projektleitung APITs Lab
Das APITs Lab ist Anlaufstelle für Unternehmen in Niedersachsen, die sich Virtual und Augmented Reality annähern wollen. Wann ist der richtige Zeitpunkt zu Ihnen zu kommen?
Schon bei der ersten Frage: wo fange ich als UnternehmerIn damit überhaupt an? Wir informieren, führen Vorgespräche und holen verschiedene Abteilungen mit ins Boot. Dann nehmen wir uns 2 Tage Zeit für einen Design-Thinking-Workshop, in dem wir unabhängig von den technologischen Möglichkeiten die eigentliche Problemstellung eruieren und diskutieren. Manchmal zeigt sich, dass AR und VR nicht die Lösung sind. Wenn aber doch, gehen wir weiter in die Tiefe. Aber natürlich sind wir auch Ansprechpartner für Unternehmen, die schon genau wissen, was sie umsetzen wollen, zum Beispiel virtuelle Showrooms. Für jede Aufgabenstellung bringen wir dann die passenden ExpertInnen ins Spiel.
Wann raten Sie zu VR und wann zu AR?
Diese Frage zu Beginn zu stellen, ist völlig falsch. Denn letztendlich geht es darum, was gemacht werden soll. Und dafür brauchen wir das Ergebnis der Beratungsgespräche oder Workshops: die eigentliche Problemstellung, die wir gemeinsam einordnen. Aber zwei Beispiele machen den Unterschied greifbarer: Möchte ich jemanden in einen völlig anderen Kontext setzen, wie einen Schulungsraum oder eine Lackierwerkstatt, dann fiele die Wahl auf VR. Geht es aber um Wartungsarbeiten an einer Maschine, macht AR Sinn.
Bleiben wir bei der Aus- bzw. Weiterbildung mittels VR/AR: was ist daran positiv?
Das Lernen ist intuitiver und praxisorientierter. Sei es im virtuellen Raum das Üben der Abläufe, um etwas zu konstruieren oder auseinanderzunehmen, oder die Einblendung von Arbeitsschritten in einer AR-Brille. Das theoretische einer umfangreichen Anleitung wird besser begreifbar. Man übt etwas mit dem ganzen Körper.
Das klingt nach einem echten Benefit für das Handwerk.
Ja, hier gibt es enormes Potenzial. Oft ist es der Weg zu schauen, was erweist sich nicht nur punktuell, sondern an vielen Stellen als nützlich und kann sich durchsetzen. Wenn zum Beispiel ein Tischler mit CAD Daten arbeitet ist es nur noch ein kurzer Schritt diese in AR darzustellen. Hat man erstmal die 3D-Modelle der eigenen Produkte, kann man diese für Schulungen, aber auch für Marketing und im Vertrieb nutzen. Durch ansprechende Visualisierungen werden auch komplexe Produkte schnell greifbar und nebenbei werden Sprachbarrieren überwunden.
Welche anderen Branchen könnten profitieren?
Im Grunde genommen alle. Das geht vom medizinischen Bereich bis zum landwirtschaftlichen Betrieb. Schon allein die Schulungsmöglichkeiten im virtuellen Raum, die wie im echten Leben Arbeits- und Präsentationsmöglichkeiten bieten, fördern eine ortsunabhängige Teamarbeit. Das gemeinsame Erleben stärkt den Zusammenhalt, vor allem wenn das persönliche Treffen fehlt.
Warum sollte sich ein Unternehmen für die neuen Technologien entscheiden?
Es stellt sich damit für die Zukunft auf. Es gewinnt viel mehr junge Leute, wenn diese nicht mehr 20 Seiten lesen müssen, um Prozesse zu verstehen, sondern das spielerisch erfahren und begreifen können. Manche Unternehmen lassen die Auszubildenden 3D-Projekte und Trainings selbst konstruieren, so lernen Sie Produkte bis ins Detail kennen und verstehen. Neben der Zeit werden auch materielle Ressourcen gespart, Reise- und Wegkosten reduziert. Generell wird die Arbeit attraktiver und damit das Unternehmen als Arbeitgeber.
Was ist Ihr Rat an unsere Leserschaft?
Beschäftigen Sie sich nicht erst mit den Feuerlöschern, wenn es zu spät ist. Es lohnt sich einfach, sich rechtzeitig damit zu beschäftigen. AR und VR haben enormes Potenzial und es werden noch viele spannende Entwicklungen auf uns zukommen. Kommen Sie gerne zu uns, wir helfen Niedersachsen spielend zu digitalisieren!
Anna Weisenberger ( Projektleitung APITs Lab), vielen Dank für das Gespräch!
APITs steht für „Applied Interactive Technologies“ und bezeichnet Technologien aus den Bereichen Virtual- und Augmented Reality, Serious Games und Gamification. Das APITs Lab führt Unternehmen mit der Games-Branche zusammen. Weiterführende Informationen: www.apitslab.de
Interview: Claudia Klaft